13.01.2013

Symptome III

Folgende Zustände sind bei mir einzeln, sehr plötzlich und in verschiedenen Intensitäten aufgetaucht: 


- Schwindel
- Lähmungsgefühle 
- Übelkeit
- Erstarrung
- Zittern
- Todesangst
- Weinkrämpfe
- Leere
- Resignationsgefühle
- massive Erschöpfung
- Entsetzen
- extreme Hilflosigkeit
- panische Angst davor, verlassen zu werden oder allein zu sein
- Wut
- Herzrasen
- Vergiftungsängste (z.B. in Bezug auf Nahrung, Waschmittel, Gerüche...)
- Gefühl, beschattet oder bedroht zu werden
- starkes Kältegefühl im Körper / Frieren 
- plötzliches Zucken mit blitzartig auftauchenden Bildern
- Gefühl, zusammenzubrechen
- Zittern ("inneres Beben")
- Mißtrauen gegenüber Mitmenschen
- Unfähigkeit zu sprechen
- Sehstörungen (Tunnelblick, Lichtblitze, Schleiersehen)
- völlige Entscheidungsunfähigkeit
- Alpträume
- Schlaflosigkeit
- Taubheitsgefühl (körperlich und emotional)
- "Pelziges" Körpergefühl / Kribbeln / Muskelzucken
- Angst davor, durchzudrehen
- Gefühl, die eigene Identität würde zerbrechen / sich auflösen
- unendliches Verlorenheitsgefühl
- unerträgliche Einsamkeit
- Angst vor Kontrollverlust 
- Erstickungsangst
- Gefühl, plötzlich würde die Seele "schwarz werden"
- extreme Müdigkeit 
- Verzweiflung
- körperliche Schmerzen / Gliederschmerzen 
- Muskelverspannungen
- seelischer Schmerz
- Schweißausbrüche
- Gefühl von extremer Schutzlosigkeit
- Suizidgedanken
- Gefühle von Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit
- drängende, quälende Gedanken von Schuld und Scham
- plötzlich auftauchende Bilder (blau anlaufen, erbrechen, zusammenbrechen, sterben, plötzlich hochgerissen werden) 
- "Körperbilder" (z.B. fühlt sich der Körper bei bestimmten Angstzuständen an, als würde man wie ein Säugling mit abgewinkelten Extremitäten auf dem Rücken liegen, dabei habe ich vornübergebeugt auf dem Fahrrad gesessen und bin "normal" gefahren. Häufig sind auch Angstzustände aufgetaucht, in denen ich das Gefühl hatte, der Körper würde in verschiedene Teile zerfallen. Das scheint meines Wissens nach ein sehr typisches Symptom bei frühkindlichen Traumata zu sein.) 

Diese Aufzählung kann je nach Art, Intensität und Lebensphase bei Erleben des Traumas sehr unterschiedlich ausfallen. Bei mir war das auslösende Ereignis ein frühkindliches Trauma mit einem oder mehreren Gewalterlebnissen und anschließender emotionaler Vernachlässigung.

Einige Symptome gehören meines Erachtens nicht zu den Intrusionen, sondern eher zu den "sekundären" Symptomen (dazu mehr in einem anderen Beitrag), deswegen zähle ich sie hier seperat auf:
zwanghafte Rituale (Versuche, die Kontrolle wiederzuerlangen oder die Gedanken "wegzuwaschen")
inneres Chaos
extreme Konzentrationsstörungen
das Gefühl, verrückt zu werden
Hyperarousal
Hypervigilanz
Schlaflosigkeit (meist in den ersten 6-8 Wochen, pro Nacht ungefähr 2-3 Stunden Schlaf)
deutliche Gewichtsabnahme 

Diese Gefühlszustände drücken sich zum Teil sehr stark in "Körperbildern" aus und ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum traumatische Zustände körperlich so belastend sind. Es ist schon vorgekommen, dass ich nach einem langen Weinkrampf nur noch zwei Stunden an die Wand gestarrt habe, weil mein Kopf und mein Körper "leer" waren. Es war einfach keine Energie mehr übrig, etwas zu fühlen oder sich zu bewegen.
Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Bewältigung dieser Störung ist die Tatsache, dass immer wieder neue, veränderte Zustände auftauchen, auf die man sich "einstellen" muss. Man könnte auch sagen, es wird einem nie langweilig mit dieser Krankheit.

Für das soziale Umfeld ist es oft schwierig nachzuvollziehen, "warum" der Betroffene plötzlich so panische Angst hat und oft soziale Aktivitäten meidet. Ich habe mich auch oft gefragt, warum ich zum Beispiel in dem CD-Laden, wo so nette Leute arbeiten, immer wieder Angstattacken bekommen habe. Vielleicht hilft dieses Erklärungsmodell: der Erkrankte hat nicht Angst VOR der konkreten Situation, sondern die Ängste tauchen bei unterschiedlichen Gelegenheiten auf, weil irgendein Reiz die "alten", in der Kapsel "eingefrorenen" Angstgefühle aus der vergangenen traumatisierenden (und noch nicht verarbeiteten) Situation triggert. Diese fluten dann plötzlich heraus und können wirklich in jeder erdenklichen Situation (beim Sport, beim Entspannen auf der Couch, während des Einkaufens, beim Sex, während eines Wellnesstages,...) blitzartig auftauchen.
Und der daraus oft resultierende soziale Rückzug ist keine freiwillige (!) Entscheidung des Betroffenen (wie so oft bei seelischen Erkrankungen), sondern eher ein "Wollen-aber-nicht-Können" und ein Zeichen von Hilflosigkeit und Resignation. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass es extrem wichtig ist, diesen Umstand  seinen Freunden / Bekannten zu vermitteln, weil sonst relativ schnell Unverständnis aufkommt, warum man denn nicht zur Party oder zu spät zum gemeinsamen Essen gekommen ist. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen